Proteine sind elementare Basis für eine ausgewogene Hundeernährung. In dieser 2. Folge gehen wir auf Proteine und Aminosäuren ein. Sie sind nicht nur für den Menschen essenziell, sondern auch für Hunde. Sie liefern die Bausteine für den Aufbau von Muskeln, Organen, Haut und Fell. Zudem spielen sie eine zentrale Rolle bei der Zellreparatur und unterstützen das Immunsystem. Aber welche Proteinquellen sind die besten für Hunde, und wie stellt man sicher, dass der Hund eine ausgewogene Menge an essenziellen Aminosäuren erhält?
Proteine und Aminosäuren sind die Bausteine des Lebens
Proteine bestehen aus langen Ketten von Aminosäuren, die lebenswichtige Funktionen im Hundekörper erfüllen. Dabei unterscheidet man zwischen essenziellen und nicht-essentiellen Aminosäuren. Essenzielle Aminosäuren wie Lysin, Leucin und Methionin müssen über die Nahrung aufgenommen werden, da der Körper sie nicht selbst herstellen kann. Diese Aminosäuren sind entscheidend für den Aufbau und die Reparatur von Gewebe, die Produktion von Enzymen und Hormonen sowie für das Immunsystem des Hundes. Besonders interessant ist, dass Hunde, je nach Alter, Aktivität und Gesundheitszustand, unterschiedliche Mengen an Proteinen benötigen. Welpen und Junghunde benötigen besonders viel Protein für ihr Wachstum, während ältere Hunde eher leicht verdauliche, qualitativ hochwertige Proteine benötigen, um Muskelschwund zu vermeiden.
Welche Aminosäuren gibt es und welche werden selbst hergestellt und welche nicht?
Es gibt 22 Aminosäuren, die für die Gesundheit von Hunden und vielen anderen Tieren wichtig sind. Diese lassen sich in zwei Gruppen unterteilen: essentielle und nicht-essentielle Aminosäuren.
Essentielle Aminosäuren
Diese Aminosäuren müssen über die Nahrung zugeführt werden, da der Körper sie nicht selbst synthetisieren kann. Sie sind für den Aufbau von Proteinen und die Aufrechterhaltung der Körperfunktionen unverzichtbar.
Die 10 essentiellen Aminosäuren für Hunde sind:
- Arginin – wichtig für die Entgiftung (Harnstoffzyklus) und das Immunsystem.
- Histidin – notwendig für das Wachstum, die Gewebereparatur und die Hämoglobinbildung.
- Isoleucin – unterstützt den Energiestoffwechsel und den Muskelaufbau.
- Leucin – beteiligt am Wachstum, der Heilung von Gewebe und der Regulierung des Blutzuckerspiegels.
- Lysin – wichtig für die Kalziumaufnahme und die Produktion von Kollagen.
- Methionin – unterstützt die Gesundheit von Haut und Fell und wirkt als Antioxidans.
- Phenylalanin – notwendig für die Produktion von Hormonen wie Adrenalin und Dopamin.
- Threonin – unterstützt die Bildung von Zahnschmelz und das Immunsystem.
- Tryptophan – Vorläufer von Serotonin, einem Neurotransmitter, der die Stimmung und den Schlaf beeinflusst.
- Valin – eine verzweigtkettige Aminosäure (BCAA), die für die Muskelgesundheit und Energieversorgung wichtig ist.
Nicht-essentielle Aminosäuren
Diese Aminosäuren kann der Hundekörper selbst herstellen, solange genügend essenzielle Aminosäuren vorhanden sind. Sie erfüllen ebenfalls wichtige Funktionen im Körper, aber der Organismus ist in der Lage, sie durch chemische Prozesse zu produzieren.
Die 12 nicht-essentiellen Aminosäuren sind:
- Alanin – wichtig für den Stoffwechsel von Glukose.
- Asparagin – hilft bei der Funktion des Nervensystems.
- Asparaginsäure – wichtig für den Energiestoffwechsel.
- Cystein – unterstützt die Bildung von Haut und Haaren und wirkt als Antioxidans.
- Glutamin – beteiligt an der Zellproliferation und dem Immunsystem.
- Glutaminsäure – hilft bei der Übertragung von Nervensignalen.
- Glycin – unterstützt die Kollagenbildung und den Aufbau von Haut, Bindegewebe und Gelenken.
- Prolin – notwendig für die Kollagenproduktion.
- Serin – beteiligt am Fettstoffwechsel und der Funktion des zentralen Nervensystems.
- Tyrosin – Vorläufer von Schilddrüsenhormonen und Dopamin.
- Ornithin – wichtig im Harnstoffzyklus, der die Entgiftung des Körpers unterstützt.
- Selenocystein – beteiligt an der Proteinsynthese und antioxidativen Prozessen.
Wie stellt der Körper nicht essenzielle Aminosäuren her?
Nicht-essenzielle Aminosäuren werden durch Umwandlung anderer Moleküle im Körper produziert, meist durch Transaminierung. Dies bedeutet, dass eine Aminogruppe von einer anderen Aminosäure auf ein Molekül übertragen wird, das dann zu einer neuen Aminosäure umgewandelt wird. Der Körper nutzt also vorhandene Nährstoffe, um nicht essenzielle Aminosäuren zu synthetisieren.
Zum Beispiel:
- Glutamin wird aus Glutaminsäure synthetisiert, indem eine Ammoniakgruppe angehängt wird.
- Tyrosin kann aus Phenylalanin hergestellt werden, einer essenziellen Aminosäure.
Die Fähigkeit des Körpers, diese nicht essenziellen Aminosäuren herzustellen, ist jedoch begrenzt. Bei Mangelernährung oder Krankheit kann der Körper diese Aminosäuren möglicherweise nicht in ausreichender Menge synthetisieren, weshalb eine ausgewogene Ernährung wichtig bleibt und manchmal auch durch alternativen supplementiert werden müssen.
Innereien werden als Proteinquelle unterschätzt
Während viele Hundehalter vor allem auf Muskelfleisch als Hauptproteinquelle setzen, wie im vorherigen Artikel erwähnt, werden Innereien oft unterschätzt. Dabei bieten Innereien wie Leber, Herz und Niere nicht nur eine hochwertige Proteinquelle, sondern enthalten auch wichtige Nährstoffe, die im Muskelfleisch in geringeren Mengen vorkommen. Leber zum Beispiel ist reich an Vitamin A und Eisen, Herz enthält viel Taurin, das wichtig für die Herzgesundheit des Hundes ist, und Nieren liefern wertvolle B-Vitamine und Zink, die das Immunsystem stärken. Der Anteil von Innereien sollte etwa 10-15 % der Gesamtfleischration ausmachen. Zu viel Leber kann jedoch aufgrund des hohen Gehalts an fettlöslichen Vitaminen wie Vitamin A zu einer Überdosierung führen, weshalb hier Maßhalten wichtig ist. Gerade bei der Rohfütterung (BARF) sind Innereien eine wertvolle Ergänzung, um den Nährstoffbedarf des Hundes auf natürliche Weise zu decken. Ein zu viel von Innereien ist auch öfter schon mal der Auslöser für Durchfall. Da bitte genauer hinschauen!
Die Zubereitung von Proteinen: Roh oder gekocht?
Die Zubereitung von Proteinen für Hunde ist ein viel diskutiertes Thema. Manche Hundebesitzer schwören auf rohes Fleisch (BARF), während andere das Fleisch lieber kochen oder dämpfen, um Keime abzutöten. Aber wie wirkt sich die Zubereitungsart auf die Verfügbarkeit von Proteinen aus? Tatsächlich verändert das Erhitzen die Struktur von Proteinen, was man als Denaturierung bezeichnet. Doch das bedeutet nicht, dass die Aminosäuren verloren gehen. Im Gegenteil: Auch gekochtes Fleisch liefert dem Hund alle notwendigen Aminosäuren, da der Verdauungsprozess im Magen und Darm die Proteine in ihre Bausteine zerlegt, egal ob sie roh oder gekocht gefüttert werden. Für Hunde mit empfindlichem Magen kann gekochtes Fleisch eine schonendere Alternative sein, während gesunde Hunde auch von rohem Fleisch profitieren können. Wichtig ist, auf die Qualität und Herkunft des Fleisches zu achten, um das Risiko von Keimen und Parasiten zu minimieren.
Fisch gilt als Proteinquelle für Omega-3
Neben Fleisch sind auch Fisch und Meeresfrüchte wertvolle Proteinquellen für Hunde. Besonders fettige Fischsorten wie Lachs, Hering oder Sardinen enthalten nicht nur hochwertiges Protein, sondern auch Omega-3-Fettsäuren, die für die Gesundheit von Haut und Fell, das Immunsystem und die Gelenke wichtig sind. Omega-3-Fettsäuren haben entzündungshemmende Eigenschaften und sind besonders bei Hunden mit Hautproblemen oder Gelenkerkrankungen hilfreich. Zudem unterstützen sie die Gehirnfunktion und können bei älteren Hunden die kognitive Gesundheit fördern. Es ist wichtig, Fisch regelmäßig in die Ernährung deines Hundes einzubauen, um eine ausgewogene Versorgung mit Proteinen und Fettsäuren sicherzustellen. Auch hier gilt, dass Fisch eine hervorragende Ergänzung zu Fleisch darstellt und dabei hilft, den Hund mit einer Vielzahl von Nährstoffen zu versorgen.
Pflanzliche Proteine sind absolut eine Option für Hunde!
Immer mehr Hundebesitzer interessieren sich für pflanzliche Proteinquellen, insbesondere in Hinblick auf Nachhaltigkeit und Tierwohl. Doch können Hunde überhaupt von pflanzlichen Proteinen profitieren? Pflanzliche Proteine, wie sie in Soja, Linsen oder Erbsen vorkommen, enthalten nicht alle essenziellen Aminosäuren in ausreichender Menge und haben eine niedrigere biologische Wertigkeit als tierische Proteine. Das bedeutet, dass sie vom Hundekörper weniger effizient verwertet werden können. Um eine ausgewogene Aminosäurenbilanz zu erreichen, müssen verschiedene pflanzliche Proteinquellen kombiniert werden, was eine Herausforderung darstellen kann. Dennoch können pflanzliche Proteine in einer gemischten Fütterung – zum Beispiel kombiniert mit Fisch oder Fleisch – eine sinnvolle Ergänzung sein. Besonders bei Hunden mit Allergien gegen tierische Proteine können pflanzliche Alternativen wie Erbsenprotein oder Quinoa helfen, den Proteinbedarf zu decken.
Decken alternative Proteine das gesamte Spektrum der Aminosäuren ab?
Es gibt mehrere alternative Proteinquellen zu Fleisch, die viele, wenn nicht alle der 22 Aminosäuren enthalten. Allerdings ist es wichtig zu beachten, dass nicht jede alternative Proteinquelle von sich aus vollständig ist und oft mit anderen kombiniert werden muss, um eine vollständige Aminosäurenbilanz zu erreichen.
1. Soja
Soja ist eine der wenigen pflanzlichen Proteine, die ein vollständiges Aminosäurenprofil bieten, das heißt, es enthält alle 10 essenziellen Aminosäuren. Es hat eine hohe biologische Wertigkeit und ist besonders reich an Glutamin, Arginin, Leucin und Isoleucin.
2. Quinoa
Quinoa ist eine weitere pflanzliche Proteinquelle, die alle essenziellen Aminosäuren enthält, einschließlich Lysin, das in vielen anderen Pflanzenquellen oft in geringen Mengen vorkommt. Quinoa ist besonders nützlich für eine vegane oder vegetarische Ernährung von Hunden, da es eine gute Quelle für sowohl essenzielle als auch nicht essentielle Aminosäuren ist.
3. Hülsenfrüchte (Linsen, Erbsen, Kichererbsen)
Hülsenfrüchte wie Linsen und Erbsen sind reich an Lysin, aber oft arm an Methionin. Um eine vollständige Aminosäurenbilanz zu erreichen, müssen sie mit anderen Proteinquellen, wie Getreide (Reis, Mais), kombiniert werden. Zusammen liefern sie alle essenziellen Aminosäuren.
4. Insektenprotein
Insekten wie Mehlwürmer und Grillen sind aufstrebende, nachhaltige Proteinquellen, die ein nahezu vollständiges Aminosäurenprofil bieten. Sie enthalten eine ähnliche Aminosäuren-Zusammensetzung wie Fleisch, einschließlich der wichtigen Leucin, Isoleucin und Valin (verzweigtkettige Aminosäuren).
5. Hanfprotein
Hanfprotein enthält ebenfalls alle essenziellen Aminosäuren, wenn auch nicht in so hohen Konzentrationen wie tierische Proteine. Es ist reich an Arginin und Glutamin, was es besonders nützlich für die Unterstützung des Immunsystems und der Zellreparatur macht.
6. Erbsenprotein
Erbsenprotein ist besonders reich an Lysin, enthält jedoch weniger Methionin. Es wird oft mit anderen Proteinquellen wie Reis oder Quinoa kombiniert, um eine vollständige Aminosäurenbilanz zu erzielen.
7. Chia-Samen
Chia-Samen sind eine pflanzliche Proteinquelle, die alle essenziellen Aminosäuren enthält, darunter Methionin und Tryptophan. Sie sind auch reich an Omega-3-Fettsäuren, was sie zu einer sehr nützlichen Ergänzung macht.
Somit ist eine Ernährung des Hundes, durchaus mit alternativen Proteinen möglich. Die Erstellung des Ernährungsplanes ist dabei allerdings um einiges aufwendiger. Dennoch wird ein Hund damit komplett ausgewogen ernährt.
Weiterführende Informationen können gerne hier eingeholt werden.
Joe Rahn
Verhaltens- und Ernährungsberatung/Diätetik