Fehlernährung bei Katzen: Was läuft schief?

Die größten Fehler in der Katzenernährung 24. Feb. 2025 🞄 5 Minuten Lesezeit

Die Ernährung unserer Katzen ist ein Thema, das oft unterschätzt wird. Viele Halter vertrauen darauf, dass das Futter aus dem Supermarkt oder der Tierhandlung optimal für ihre Katze ist. Doch zwischen guter Absicht und tatsächlichem Nährstoffbedarf liegen oft Welten. Fehler in der Fütterung entstehen nicht nur durch die Wahl des falschen Futters, sondern auch durch Missverständnisse über das natürliche Fressverhalten von Katzen.

Fehlernährung bei Katzen: Was läuft schief?

Ein klassisches Beispiel aus unserer Ernährungspraxis: Die Katze frisst seit Jahren dasselbe Trockenfutter. Plötzlich trinkt sie auffallend viel, verliert Gewicht, wird lethargisch. Die Diagnose beim Tierarzt? Diabetes oder gar Nierenversagen – oft eine Folge langjähriger Fehlernährung. Dabei gibt es einfache Wege, die Gesundheit unserer Katzen durch die richtige Ernährung zu fördern. Das Dilemma dabei ist, dass wir uns doch eigentlich auf die Aussagen und Angebote der Tierfutterhersteller und der dahinter befindlichen Behörden verlassen können müssen! Die Realität sieht dann aber häufig anders aus. Und da tut der Tierhalter gut dran, sich mit den Ernährungsgrundlagen kritisch auseinanderzusetzen.

Die größten Fehler in der Katzenernährung

1. Zu viel Trockenfutter

Viele Halter setzen auf Trockenfutter – es ist praktisch, lange haltbar und einfach zu portionieren. Doch es birgt erhebliche Risiken. Katzen sind Wüstenrandtiere, ihr Körper ist darauf ausgelegt, fast ihr gesamtes Wasser aus der Nahrung zu beziehen. Sie konzentrieren den Harn so stark, dass genügend Wasser zur Verfügung steht. Das führt aber auf Dauer zur Nierenschädigung. Unsere heutige Hauskatze hat zwar diese Vorfahren, aber Dank der Tierfutterindustrie eine Vielfalt an Ernährungsmöglichkeiten. Sie benötigen eine proteinreiche, feuchtigkeitsreiche Nahrung, ähnlich wie ihre natürlichen Beutequellen. 

Während Feuchtfutter 70–80 % Wasser enthält, liegt der Feuchtigkeitsgehalt von Trockenfutter nur bei 5–10 %. Viele Katzen trinken nicht genug, um das Defizit auszugleichen – was langfristig das Risiko für Nierenerkrankungen erhöht.

Zudem enthält Trockenfutter oft 35–40 % Kohlenhydrate, die als Bindemittel notwendig sind. Doch Katzen sind obligate Karnivoren – ihr Verdauungssystem ist nicht darauf ausgelegt, große Mengen an Kohlenhydraten zu verarbeiten. Eine proteinreiche, feuchte Nahrung entspricht viel eher ihrem natürlichen Beuteschema.

Das zeigt, wie wichtig Nassfutter oder frische Beute als Feuchtigkeitsquelle ist, da Katzen von Natur aus wenig trinken. Trotz des hohen hier aufgeführten Feuchtigkeitsbedarfes kann auch eine rein pflanzliche Kost durchaus denkbar sein. Diese gibt es auch in Form von Dosen. Es gibt theoretisch eine Möglichkeit, Katzen vegan zu ernähren, aber es erfordert eine sehr sorgfältige Futterzusammenstellung, regelmäßige Bluttests und enge Kontrolle durch einen Tierarzt. Biologisch betrachtet bleibt eine fleischbasierte Ernährung jedoch die artgerechteste und risikoärmere Wahl.

2. Pflanzliche Proteine statt Fleisch?

„Mit Huhn“ auf der Verpackung klingt vielversprechend – doch oft verbirgt sich dahinter nur ein geringer Fleischanteil. Der Rest besteht häufig aus pflanzlichen Proteinen wie Weizen, Mais oder Soja. Katzen können diese nicht effizient verwerten, da ihre Verdauung auf tierische Proteine spezialisiert ist. Die Folge? Nährstoffmangel und langfristige Gesundheitsprobleme.

Dennoch gibt es mittlerweile alternative Ernährungsformen, die auf pflanzlichen Proteinen basieren und speziell auf die Bedürfnisse von Katzen abgestimmt sind. Wissenschaftliche Entwicklungen haben dazu geführt, dass bestimmte pflanzliche Aminosäure-Kombinationen die Bedürfnisse decken können. Wer eine fleischfreie Ernährung für seine Katze in Betracht zieht, sollte dies jedoch nur in enger Abstimmung mit einem Ernährungsexperten tun, um eine bedarfsgerechte Versorgung sicherzustellen.

3. Zucker & künstliche Zusatzstoffe

Viele Futtersorten enthalten Zucker – nicht weil Katzen ihn schmecken können, sondern um minderwertige Zutaten aufzuwerten. Zucker kann dazu führen, dass Katzen bestimmte Futtersorten bevorzugen und langfristig zu Übergewicht oder Diabetes beitragen. Aber warum wird Zucker eigentlich dann zugesetzt? Zucker wirkt leicht konservierend und kann helfen, Feuchtigkeit zu binden. Dadurch bleibt das Futter länger haltbar. Beim Erhitzen karamellisiert Zucker und sorgt für eine braune Farbe, die das Futter für den Halter optisch ansprechender macht. Besonders bei Feuchtfutter und Trockenfutter mit Fleischstückchen in Soße oder Gelee wird Zucker genutzt, um eine „frischere“ Optik zu erzielen. Um es abzukürzen: Zucker hat im Katzenfutter keinen ernährungsphysiologischen Nutzen und wird hauptsächlich aus optischen oder geschmacklichen Gründen zugesetzt.

So geht’s richtig – Praktische Tipps

Wenn du deine Katze optimal ernähren möchtest, halte dich an diese vier Grundregeln:

Regel #1: Mehr Nassfutter, weniger Trockenfutter. Achte auf einen hohen Fleischanteil von mindestens 60 %, möglichst ohne Getreide und künstliche Zusätze.

Regel #2: Zutatenlisten genau lesen. Vermeide Zucker, Getreide und pflanzliche Proteine als Hauptbestandteil. Je kürzer die Zutatenliste, desto besser.

Regel #3: Wasseraufnahme fördern. Ein Trinkbrunnen kann helfen, da viele Katzen fließendes Wasser bevorzugen. Alternativ kannst du Nassfutter mit etwas Wasser anreichern.

Selbstgemachte Rationen & BARF – Eine Alternative?

Immer mehr Halter setzen auf selbst gekochte Rationen oder BARF (biologisch artgerechte Rohfütterung). Dies kann eine gute Alternative sein, wenn es richtig gemacht wird. Katzen benötigen essenzielle Nährstoffe wie Taurin, Calcium und bestimmte Fettsäuren. Eine reine Fleischfütterung ohne Supplemente kann zu Mangelerscheinungen führen. Wer barfen oder selbst kochen möchte, sollte einen ausgewogenen Futterplan mit einem Ernährungsberater erstellen. Und er sollte sich mit den FEDIAF Richtlinien für die Katze beschäftigen. Das hilft, den Futterdschungel besser zu durchschauen, und man ist in einem Gespräch mit einem Ernährungsberater, Tierarzt oder auch im Zoofachhandel bestens vorinformiert und kann die richtigen Fragen stellen und das Eine vom Anderen unterscheiden.

Was sagt die Wissenschaft?

Es gibt Studien, die zeigen, dass Trockenfutter in bestimmten Situationen Vorteile haben kann – beispielsweise bei der Nährstoffdichte oder speziellen Diäten für Nierenpatienten. Allerdings bleibt das Hauptproblem bestehen: die fehlende Feuchtigkeit. Katzen haben einen sehr niedrigen Durstreflex, sodass eine rein trockene Ernährung ihre Nieren langfristig belasten kann.

Auch die oft genannte Zahnpflege durch Trockenfutter ist nicht so eindeutig. Spezielle Krokettengrößen können einen gewissen Abriebeffekt haben, doch viele Katzen kauen ihr Trockenfutter gar nicht richtig. Auch Katzen sind Schlingfresser. In der Natur haben Sie mehr als genug Fressfeinde, als dass sie sich genüsslich über ein Beutetier freuen können. So mit Kerze und einem schönen Getränk und Musik. Für eine effektive Zahnpflege sind Knochen oder spezielle Zahnpflegeprodukte die bessere Wahl. Vor allem für die hinteren Backenzähne, die sich sehr gerne mit Zahnstein zusetzen und das Fressen erschweren.

Trockenfutter ist bequem, aber nicht die optimale Ernährung für Katzen. Eine naturnahe Fütterung mit hochwertigem Nassfutter oder einer gut geplanten Rohfütterung sind der bessere Weg. Es gibt zwar alternative pflanzliche Ernährungsmöglichkeiten, jedoch sollten diese, wie zuvor erwähnt, mit einer fachkundigen Person abgestimmt werden, um eine vollwertige Versorgung sicherzustellen. Wer Trockenfutter füttert, sollte es in Maßen tun und immer für ausreichend Wasser sorgen. Denn am Ende geht es darum, unsere Stubentiger und auch rebellischen Freigänger gesund und vital zu halten – ein Ziel, das mit der richtigen Ernährung leicht erreichbar ist.

Weiterführende Informationen können gerne hier eingeholt werden.

Joe Rahn Verhaltens- und Ernährungsberatung/Diätetik

Joe Rahn
Verhaltens- und Ernährungsberatung/Diätetik

www.anicare.vet

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