In der 3. Folge gehen wir auf Fette und Öle ein. Fette spielen eine zentrale Rolle in der Ernährung von Hunden, sind aber oft missverstanden und werden fälschlicherweise als ungesund angesehen. In Wirklichkeit sind Fette essenziell für die Energiezufuhr, die Gesundheit von Haut und Fell sowie für die Unterstützung des Immunsystems. In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf die verschiedenen Arten von Fetten und Fettsäuren, ihre Funktionen und die Bedeutung eines ausgewogenen Verhältnisses in der Hundeernährung.
Was sind Fette und Fettsäuren?
Fette bestehen aus Triglyceriden, die aus einem Glycerinmolekül und drei Fettsäuren aufgebaut sind. Diese Fettsäuren sind die Bausteine der Fette und entscheiden darüber, ob ein Fett als gesättigt, ungesättigt oder mehrfach ungesättigt gilt. Es gibt drei Haupttypen von Fetten:
- Gesättigte Fettsäuren: Diese finden sich vor allem in rotem Fleisch und tierischen Produkten. Sie sind in großen Mengen weniger gesund, liefern aber schnelle Energie.
- Ungesättigte Fettsäuren: Sie kommen in Geflügel, Fisch und pflanzlichen Ölen vor. Diese Fettsäuren sind besser für den Körper, da sie den Cholesterinspiegel regulieren und wichtige Zellfunktionen unterstützen.
- Omega-3 und Omega-6 Fettsäuren: Diese essenziellen Fettsäuren müssen über die Nahrung aufgenommen werden, da der Hundekörper sie nicht selbst herstellen kann. Sie sind besonders wichtig für das Immunsystem, die Gehirnfunktion und die Gesundheit von Haut und Fell.
Omega-9-Fettsäuren (wird oft nicht drüber gesprochen!) sind eine Gruppe von ungesättigten Fettsäuren, die, im Gegensatz zu Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren, nicht als essenziell gelten. Das bedeutet, dass der Körper sie selbst herstellen kann, wenn genügend andere Fette in der Nahrung vorhanden sind. Omega-9-Fettsäuren sind hauptsächlich in pflanzlichen Ölen wie Olivenöl, Avocadoöl und Rapsöl sowie in einigen tierischen Fetten enthalten.
Die bekannteste Omega-9-Fettsäure ist die Ölsäure, die für ihre gesundheitsfördernden Eigenschaften bekannt ist. Studien haben gezeigt, dass Ölsäure helfen kann, das gute HDL-Cholesterin zu erhöhen, während sie gleichzeitig das schlechte LDL-Cholesterin senkt. Dies trägt zur Verbesserung der Herzgesundheit bei und kann das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen reduzieren. Omega-9-Fettsäuren haben auch entzündungshemmende Eigenschaften, die besonders bei chronischen Entzündungen im Körper vorteilhaft sind. Omega-9 unterstützt zudem den Fettstoffwechsel und kann bei der Gewichtskontrolle hilfreich sein. Obwohl Omega-9-Fettsäuren positive gesundheitliche Auswirkungen haben, ist es dennoch wichtig, sicherzustellen, dass die Ernährung genügend Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren enthält, da diese für den Körper unerlässlich sind und über die Nahrung aufgenommen werden müssen. Omega-9 kann den Körper nur ergänzen, aber nicht die Rolle der essenziellen Fettsäuren ersetzen.
Was sind denn Transfette und sind die gesund für den Hund?
Transfette, auch bekannt als Transfettsäuren, sind eine spezielle Art von ungesättigten Fettsäuren, die vor allem bei der industriellen Verarbeitung von Lebensmitteln entstehen. Sie werden gebildet, wenn flüssige Pflanzenöle durch einen Prozess, der als partielle Hydrierung bekannt ist, in feste Fette umgewandelt werden. Dieser Prozess wird in der Lebensmittelindustrie verwendet, um die Haltbarkeit von Produkten zu verlängern. Transfette finden sich häufig in frittierten Speisen, Backwaren, Margarine und anderen verarbeiteten Lebensmitteln.
Sind Transfette gesund für Hunde?
Transfette sind nicht gesund, weder für Menschen noch für Hunde. Sie erhöhen den Gehalt an schlechtem LDL-Cholesterin und senken das gute HDL-Cholesterin, was das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen deutlich erhöht. Bei Hunden können Transfette ähnliche negative Auswirkungen haben, wie bei Menschen, einschließlich:
- Gewichtszunahme und Fettleibigkeit
- Erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Probleme
- Schwächung des Immunsystems
- Entzündungen
Da Hunde in der Natur keine Transfette konsumieren würden, ist es wichtig, darauf zu achten, dass ihr Futter frei von industriell gehärteten Fetten und verarbeiteten Lebensmitteln ist. Hochwertige, natürliche Fette wie Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren aus Fischöl, Leinöl oder Fleisch sind für Hunde wesentlich besser geeignet und sollten den Großteil ihrer Fettzufuhr ausmachen.
Was bedeutet noch LDL und HDL?
LDL und HDL sind zwei Typen von Lipoproteinen, die Cholesterin durch den Blutkreislauf transportieren, aber sie erfüllen unterschiedliche Rollen in der Gesundheit.
LDL (Low-Density Lipoprotein) wird oft als das "schlechte" Cholesterin bezeichnet. Es transportiert Cholesterin von der Leber zu den Zellen, wo es für den Aufbau von Zellmembranen und die Hormonproduktion verwendet wird. Wenn jedoch zu viel LDL im Blut vorhanden ist, kann sich dieses Cholesterin an den Wänden der Blutgefäße ablagern und sogenannte Plaques bilden. Diese Ablagerungen verengen die Arterien und erhöhen das Risiko für Arteriosklerose (Arterienverkalkung), was schließlich zu schweren Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall führen kann.
HDL (High-Density Lipoprotein) hingegen wird als das "gute" Cholesterin bezeichnet. Es hilft, überschüssiges Cholesterin aus den Blutgefäßen und den Zellen zurück zur Leber zu transportieren, wo es abgebaut oder aus dem Körper ausgeschieden wird. Ein hoher HDL-Wert ist positiv, da er überschüssiges Cholesterin aus dem Blut entfernt und so das Risiko von verstopften Arterien und Herz-Kreislauf-Erkrankungen senkt.
Fette als Energiequelle
Fette sind die effizienteste Energiequelle in der Ernährung eines Hundes, da sie mehr als doppelt so viel Energie liefern wie Proteine oder Kohlenhydrate. Besonders aktive Hunde, die viel rennen, spielen oder arbeiten, profitieren von einer fettreichen Ernährung. Hunde im Sportbereich, wie z. B. Schlittenhunde oder Agility-Hunde, benötigen Fett, um langanhaltende Energie zu haben, ohne den Magen zu belasten.
Für ältere Hunde oder weniger aktive Tiere sollte der Fettanteil jedoch angepasst werden, da ein zu hoher Fettkonsum in Kombination mit geringer Bewegung zu Fettleibigkeit führen kann. Hierbei ist es wichtig, das richtige Verhältnis von Fett zu Proteinen zu finden.
Die Bedeutung von Omega-3 und Omega-6 Fettsäuren
Die beiden Haupttypen von mehrfach ungesättigten Fettsäuren, Omega-3 und Omega-6, sind für Hunde essenziell. Omega-3-Fettsäuren, die in Fischölen und Leinöl vorkommen, haben entzündungshemmende Eigenschaften und können Hautprobleme wie Juckreiz und Schuppen lindern. Sie unterstützen auch die Gehirnfunktion und tragen zur Gesundheit des Herz-Kreislauf-Systems bei. Omega-6-Fettsäuren sind in pflanzlichen Ölen und Fleisch enthalten und fördern die Gesundheit von Haut und Fell. Es ist jedoch wichtig, dass das Verhältnis von Omega-3 zu Omega-6 in der Nahrung ausgewogen ist (idealerweise 1:5), um Entzündungen zu vermeiden.
Das optimale Verhältnis von Omega-6- zu Omega-3-Fettsäuren für Hunde liegt idealerweise bei 5:1 oder 4:1. Das bedeutet, dass auf 5 Teile Omega-6-Fettsäuren 1 Teil Omega-3-Fettsäuren kommen sollte.
Warum ist das Verhältnis wichtig?
- Omega-6-Fettsäuren fördern bestimmte Entzündungsprozesse im Körper, die bei der Heilung von Verletzungen und Infektionen helfen.
- Omega-3-Fettsäuren wirken entzündungshemmend und unterstützen die Gesundheit von Haut, Fell, Gelenken sowie die kognitive Funktion.
Ein unausgewogenes Verhältnis, bei dem zu viel Omega-6 und zu wenig Omega-3 vorhanden sind, kann zu chronischen Entzündungen, Hautproblemen und Herz-Kreislauf-Problemen führen.
Wo kommen Omega-6- und Omega-3-Fettsäuren vor?
- Omega-6: In vielen Fleischsorten und pflanzlichen Ölen wie Mais- und Sonnenblumenöl.
- Omega-3: In Fischöl, Leinöl, Hanföl und fettreichen Fischen wie Lachs und Sardinen.
Um das richtige Verhältnis zu erreichen, können Omega-3-reiche Ergänzungen wie Fischöl zu einer fleischbasierten Ernährung hinzugefügt werden, um den Omega-6-Überschuss auszugleichen.
Fette und der Gehirnstoffwechsel
Fettsäuren, insbesondere Omega-3-Fettsäuren wie DHA (Docosahexaensäure), spielen eine Schlüsselrolle in der Gehirnentwicklung und -funktion. Sie sind wesentliche Bestandteile der Zellmembranen von Neuronen und unterstützen die Signalübertragung im Gehirn. Hunde, die nicht genügend Omega-3-Fettsäuren erhalten, können Konzentrationsschwierigkeiten und Verhaltensprobleme entwickeln. Daher ist es wichtig, auf eine ausreichende Zufuhr dieser Fettsäuren zu achten.
Praktische Anwendung in der Fütterung
Bei der Fütterung von Hunden sollten sowohl feste Fette als auch Öle in Betracht gezogen werden, um eine ausgewogene Fettversorgung zu gewährleisten. Feste Fette wie Lamm- oder Rindertalg können als Geschmacksverstärker verwendet werden, während Öle wie Fisch- oder Leinöl wertvolle Omega-3-Fettsäuren liefern. Es ist ratsam, bei der Fütterung auf die individuellen Bedürfnisse des Hundes zu achten. Junge, aktive Hunde benötigen tendenziell mehr Fett, während ältere oder weniger aktive Hunde von einer fettärmeren Ernährung profitieren können.
Weiterführende Informationen können gerne hier eingeholt werden.
Joe Rahn
Verhaltens- und Ernährungsberatung/Diätetik
www.anicare.vet